Die Bajuwaren - Von Severin bis Tassilo 488 bis 788
Landesausstellung vom 18. Mai bis 6. November 1988
Die Austellung "Die Bajuwaren - Von Severin bis Tassilo 488 - 788", parallel veranstaltet in Rosenheim und Mattsee/Österreich, umfasste den Zeitraum vom Rückruf der römischen Militär- und Zivilbevölkerung im Jahre 488 n. Chr. aus dem Alpen- und Donaugebiet nach Italien bis zum Ende der Agilolfinger 788 n. Chr.
Im Lokschuppen Rosenheim standen die Kloster- und Kirchenbauten, die bedeutende Buchmalerei, das Siedlungswesen und die Christianisierung im Mittelpunkt.
In Mattsee wurde die Entstehung des Baiernstammes und sein Verhältnis zur Nachbarbevölkerung mit interessanten Fundstücken dargestellt.
Der Archäologie ist es gelungen, Licht in das Dunkel bajuwarischer Ethogenese zu bringen. Während sich das Wirken der benachbarten Stämme in Europa auch in den historischen Quellen niederschlägt, bleibt die schriftliche Überlieferung zu den Bajuwaren auffallend stumm. Ständige Bedrohungen von außen schmiedeten dieses bunte Völkergemisch erst verhältnismäßig spät zu einer politisch fassbaren Größe zusammen. Unter der Hilfsbezeichnung "Baiuvarii", Männer aus dem Lande Baia (Böhmen), gingen sie in die Geschichtsbücher ein.
Siedlungs- und Hausmodelle veranschaulichen die Wohnweise der Bajuwaren. Zahlreiche Funde aus Gräbern machen - wegen der damals geübten Sitte, Beigaben in die Gräber mitzugeben - Tracht, Ausstattung und Aussehen der Bajuwaren vorstellbar. Mit der fortschreitenden Christianisierung verschwanden die heidnischen Beigaben zunehmend. Auch Kirchen konnten rekonstruiert werden, wie das Modell der Kirche von Barbing zeigt. Reliquiare aus Silberblech oder mit Steineinlagen, das Rupertuskreuz von Bischofshofen und anderes liturgisches Gerät gehören zu den kostbarsten und wichtigsten Zeugnissen der Ausstattung damaliger Kirchen.
In der Ausstellung in Mattsee wurde zunächst der Wandel während der Spätantike und der Anteil der Romanen und ihrer Kultur an der Stammesbildung der Bajuwaren dargestellt. Naturgetreue Nachbauten, wie die eines Gräberfeldes und die Präsentation von Waffen brachten den Besuchern eine Epoche nahe, die mehr als ein Jahrtausend zurückliegt.Einen absoluten Höhepunkt der Ausstellung bildeten die Kunstschätze der Agilolfinger. Mit ihrem Ende geht auch die Zeit des ersten bajuwarischen Herzogtums zuende. Für den Versuch, sich von der Frankenherrschaft zu befreien und bei den Awaren einen Rückhalt zu bekommen - das Langobardenreich war längst fränkisch geworden -, zahlte Tassilo III. einen hohen Preis.Auf der Reichsversammlung von Ingelheim 788 n. Chr. verurteilte Karl der Große seinen Vetter zum Tode wegen angeblichen Hochverrats. Karl der Große begnadigte Tassilo allerdings zu lebenslanger Klosterhaft. Mit diesem Urteil endete auch die Selbständigkeit der Bajuwaren und das erste baierische Herzogtum.